Ein Kirchturm als Telegraphenmast – dieser Kuriosität unter den weltlichen Nutzungen von Sakralbauten begegnete eine kleine Gruppe der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV), die auf Einladung von KJVler Hanskarl Willms im April St. Pantaleon besichtigten, eine der ältesten Kirchen Kölns. Heute ist der sechsflügelige optische Telegraph nur noch auf Stichen aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Damals diente der Bau als Garnisonskirche der Preußen und war als „Station Nr. 51“ ein wichtiger Knotenpunkt in der Nachrichtenübermittlung zwischen Berlin, Koblenz und Brüssel.
Der frühromanische Bau spiegelt wichtige Phasen deutscher Geschichte – von den Anfängen als merowingische Grabkirche über die Zeit als Benediktinerabtei, die Barockisierung im 17. und die säkulare Nutzung im 18. Jahrhundert, gefolgt vom Wechsel zwischen protestantischen und katholischen Gemeinden bis hin zu Kriegszerstörung und Wiederaufbau im 20. Jahrhundert. Nach der Jahrtausendwende wurde eine Schatzkammer hinter dem barocken Hochaltar eingerichtet sowie eine Kapelle für den umstrittenen Opus-Dei-Gründer Josefmaria Escrivá.
Hanskarl Willms bot den KJV-Kollegen eine baugeschichtliche Einführung, zeigte das eindrucksvolle Westwerk der Kirche, Reste des ältesten Kreuzgangs nördlich der Alpen und den prächtigen spätgotischen Lettner im Kircheninnenraum. Und er erzählte von Erzbischof Bruno, dem ersten deutschen Reichskanzler und Bruder von Kaiser Otto dem Großen, und von Kaiserin Theophanu, Frau von Kaiser Otto II, die im zehnten Jahrhundert hier wirkten und beide in St. Pantaleon begraben sind.
Einen Blick auf den Kirchenschatz gewährte zwischendrin Pastor Dr. Hildebrandt. Dazu gehören aufwendig bestickte, teils jahrhundertealte Messgewänder, reichverzierte Kreuze und fein ziselierte Abendmahlskelche sowie eine aus Schmuckspenden gefertigte Krone für eine Marienstatue. Neben Seide, Gold, Silber und Edelsteinen bewunderten die Besucher auch filigrane, ganz modern wirkende Emaillearbeiten aus dem 12. Jahrhundert.|| Corinna Blümel