Schatzkästchen mit Auszeichnung – das Historische Archiv der Stadt Köln

Welche Gebäude standen in den vergangenen Jahrhunderten an einer bestimmten Kölner Adresse? Welche Bürgerbewegungen gab es in den 1970er Jahren in Köln? Lässt sich festellen, wie lange meine Familie schon in Köln wohnt? Mit solchen Fragen kann man sich an das Historische Archiv der Stadt Köln wenden, eines der bedeutendsten Kommunalarchive in Europa. Was genau es mit dem „Kölner Stadtgedächtnis“ auf sich hat, haben Mitglieder der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) am 10. April bei einer Führung mit der Leiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia und ihr Stellvertreter Dr. Ulrich Frischer erfahren.

Menschen beugen sich von beiden Seiten über einen Tisch mit verschiedenen Aarchivalien.
Beispiele für Archivalien konnten die KJV-Mitglieder in einem Präsentationsraum betrachten. | Foto: Corinna Blümel

Schriftgut aus mehr als 1.000 Jahren Stadtgeschichte lagert im Stadtarchiv – von der ältesten Urkunde aus dem Jahr 922 über Handschriften, Nachlässe und Sammlungen bedeutender Persönlichkeiten, Personenregister und andere Akten, Stadt- und Bauplänen bis hin zu Fotografien und digitalen Archivalien. Teil des Historischen Archivs ist seit einigen Jahren auch das ehemals eigenständige Rheinische Bildarchiv.

Blick auf die Treppe ins Ergeschoss, hinten sind Personen zu sehen, die durch den Lesesaal gehen:
Aus dem Erdgeschoss führt die Trepps zum ersten Stock mit Lesesaal und Werkstätten. | Foto: Corinna Blümel

Versammelt sind diese Schätze seit September 2021 in einem modernen Bau, der jüngst mit dem „Kölner Architekturpreis 2024“ ausgezeichnet wurde. Für Interessierte zugänglich sind der Eingangsbereich, der Lesesaal und ein Bereich für Ausstellungen. Dahinter liegen Büros und Werkstätten sowie in einem getrennten fensterlosen Kubus das eigentliche „Schatzkästchen“ – das Magazin, in dem optimale konservatorische Bedingungen für die Archivalien herrschen. Auch im Hauptgebäude wurden die Klimazonen so eingerichtet, dass zweitweilig präsentierte Archivgüter keinen Schaden nehmen.

Dass es diesen Neubau am Eifelwall gibt, ist Folge einer Katastrophe: Vor 15 Jahren, am 3. März 2009, stürzte das alte Historische Archiv in der Severinstraße ein, zwei Menschen verloren ihr Leben. Inmitten der Gebäudetrümmer verschwanden 30 Regal­kilometer mit einzigartigen Dokumenten der europäischen Geschichte in einem schutt- und schlammgefüllten Krater. Auch wenn es anfangs schien, als seien die meisten Archivgüter unwiederbringlich verloren, konnten rund 95 Prozent über Monate hinweg geborgen werden – mit unterschiedlich starken Schäden: Manche mussten „nur“ gereinigt werden, um wieder nutzbar zu sein. Andere erforderten bzw. erfordern eine umfassende Restaurierung. Einen Eindruck davon hatte sich eine KJV-Gruppe 2013 im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ) in Porz-Lind verschafft.

Blick aus dem Inneren des Gebäudes auf das Magazin.
Das „Schatzkätchen“ mit den Magazin ist ein fensterloser Kubus. | Foto: Corinna Blümel

Das RDZ ist längst aufgelöst. Restauriert wird heute in den hauseigenen Werkstätten im Stadtarchiv, wo 46 der insgesamt rund 170 Mitarbeitenden des Archivs beschäftigt sind. 16-17 Prozent des geretteten Archivguts sind mittlerweile restauriert. In der Folge der Zerstörungen beim Einsturz haben Restauratorinnen und Restauratoren ganze Reihe innovativer Technologien entwickelt, die heute weitweit genutzt werden. So arbeiten die Werkstätten „medienbruchfrei digital“, wie die KJV-Besuchergruppe erfuhr. Das heißt: Jedes Stück hat einen Barcode, unter dem ab der Diagnose jeder einzelne Arbeitsschritt erfasst wird.

Eine Nenschngruppe steht in einer Werkstatt.
In den hauseigenen Werkstätten werden die beschädigten Archivgüter gereinigt und falls nötig restauriert. | Foto: Corinna Blümel

Die Werkstätten bereiten auch die Archivalien auf, die für den Lesesaal angefordert werden. Denn das Archiv soll nicht nur bewahren, sondern den Wissensschatz auch für alle zugänglich machen, ob sie aus Neugier, persönlichem, wissenschaftlichem oder auch journalistischem Interesse kommen. Wie das aussehen kann, war einem kleineren Raum neben dem großen Lesesaal zu sehen, in dem mehrere Archivalien aus verschiedenen Jahrhunderten für die KJV-Gruppe präsentiert wurden.

Im anschließenden Hintergrundgespräch mit der Archivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia ging es unter anderem um die Recherchemöglichkeiten und interessanten Quellen, die Journalistinnen und Journalisten hier nutzen können. Ein spannender Ort, davon waren die Kolleginnen und Kollegen nach der Besichtigung überzeugt. Dank an Marcel Seyppel, der die Organisation übernommen hatte.

Links zum Thema
www.stadt-koeln.de/historisches-archiv
www.rheinisches-bildarchiv.de
www.kulturelles-erbe-koeln.de
www.instagram.com/hstak_rba