Das Darknet: Sammelbecken für Kriminelle oder Schauplatz journalistischer Arbeit?

Die finstere Seite im Netz ist ein medialer Mythos: das Darknet. Es gilt als Plattform, über die Drogen- und Waffendeals abgewickelt werden und Krimminelle ihre Dienste anbieten. Das dahinter stehende Tor-Netzwerk wurde dafür entwickelt, die Identität von Nutzer:innen zu verschleiern. Medien berichten über das Darknet in der Regel dannn, wenn die Köpfe hinter illegalen Foren und Handelsplätzen enttarnt worden sind.

Aber das Darknet mit seiner Möglichkeit zur Anonymität hat auch eine helle Seite: Mit ihm lassen sich digitale Überwachung und Zensur umgehen. In autoriäten Staaten nutzen es Aktivist:innen für ihre Arbeit, aber auch Bürger:innen können mit hilfe des tor-Browsers zum Beispiel gesperrte Medien aus dem Ausland nutzen.

Aber Hand aufs Herz: Wie viele von Journalist:innen kennen das Darknet? Und wie viele nutzen es im journalistischen Alltag? Am 3. Mai hat Daniel Moßbrucker interessierten Kolleg:innen der KJV diese Fragen in einem ZOOM-Vortrag beantwortet und gezeigt, wie es sich auch für die journalistische Recherche nutzen lässt.

Daniel Moßbrucker gehört zu den wenigen Journalist:innen in Deutschland, die systematisch im Darknet recherchieren. So deckte er beispielsweise Ende 2021 gemeinsam mit Rechercheteams von Spiegel und NDR auf, dass Deutschlands Strafverfolgungsbehörden im Kampf gegen pädokriminelle Darknet-Foren seit Jahren versagen – entgegen öffentlicher Statistiken, in denen sich Bundeskriminalamt & Co. stetig steigende Erfolgsquoten attestierten. Andererseits trainiert Moßbrucker auf der ganzen Welt Journalist:innen, die in repressiven Staaten das Darknet nutzen, um frei arbeiten zu können.

Nach seinem Vortrag waren die Kolleg:innen etwas schlauer, wussten aber auch: Um wirklich im Darknet zu recherchieren, braucht es eine Weiterbildung.>>