Kostenloser Musikgenuss in der Mittagspause m Donnerstag: Dieses Angebot der Philharmonie nehmen die Kölner gerne an, auch wenn der PhilharmonieLunch oft „nur“ eine öffentliche Probe ist. Am letzten Donnerstag im November bekam das bunt gemischte Publikum – von der Kindergartengruppe über junge Mütter und Geschäftsleute bs zu Seniroen – in der halben Stunde ein richtiges Konzert geboten: Zwei Kammermusikensembles des WDR Sinfonieorchesters Köln, bestehend vorwiegend aus Nachwuchsmusikern, spielten vor gut gefüllten Rängen Dvořák und Beethoven.
Für 25 Kolleginnen und Kollegen der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) gab es – dank der Organisation von KJV-Beisitzrin Angelika Staub – noch mehr: Nach dem der Saal wieder leer war, kehrten sie mit Arne Meinhardt von der KölnMusik GmbH zurück, der ihnen das Gebäude und den darin stattfindenen Konzertbetrieb mit einem kompakten Vortrag und einer kleinen Führung näher brachte. Der Saal sei für seine gute Akustik bis in die oberen Reihen seiner steilen Ränge bekannt, erklärte Meinhart. Weil das 1986 eröffnete Gebäude ursprünglich anders geplant war, hat es aber weder Büros und Probenräume, so dass die Verwaltung größtenteils in anderen Gebäuden arbeitet und Proben im Hauptsaal stattfinden.
Auch anderes war bei der Planung noch nicht absehbar: Dazu gehört der heute weit verbreitete Einsatz von Rollkoffern, deren Plastikrollen im Saal gut zu hören sind, wenn sie über den Heinrich-Böll-Platz gezogen werden. Der (öffentlich zugängliche) Plaz liegt auf dem Dach der Philharmonie und ist zugleich ein Kunstwerk, so dass der Bodenbelag nicht geändert werden kann. Deshalb gehören Wachposten auf dem Platz heute zum vertrauten Bild: Sie sorgen dafür, dass während Konzerten und Generalproben niemand die lcokeren Ziegel zum Klappern bringt.
Eine Lösung, die für die U-Bahn nicht funktionieren wird, wenn sie denn mal auf der neuen Strecke verkehrt. Nach Fertigstellung werden die Züge nur wenige Meter von den Künstlergarderobe enttfernt vorbeirauschen – und hofffentlich nicht im Saal zu hören sein. Das zumindest haben aufwändige Tests ergeben.
Eigene Musiker sind nicht im 168-köpfigen Team der Philharmonie. Dafür gibt es zwei Hausorchester: das WDR Sinfonieorchester und das Gürzenich-Orchester, erklärte Meinhardt und plauderte einfühlsam über den Umgang mit Künstlern – von unkompliziert bis divenhaft – und über die Ansprüche des Publikums. Er stellte die mächtige Orgel mit ihren 70 Registern und 5400 Pfeifen vor, verwies auf das Tonstudio des WDR und führte die KJVler über die Bühne durch das Büro des Inspizienten bis runter ins Künstlerfoyer, in dem die Musiker nach Auftritten traditionell mit einem Glas Kölsch empfangen werden. Ein Brauch, für den die Philharmonie auch beliebt sein soll./Corinna Blümel