Tarifflucht: Kölner Verleger am Pranger

Zweiklassen-Redaktion
Keine Zweiklassen-Redaktion! Darauf läuft Tarifflucht nämlich hinaus. Foto: Corinna Blümel

Gegen die Tarifflucht der Kölner Medienhäuser M. DuMont Schauberg (MDS) und Heinen-Verlag hat der DJV in den Abendstunden des 2. April zwischen Hauptbahnhof und Dom eine Protestaktion veranstaltet. Die beiden Medienhäuser hatten im März mitgeteilt, dass sie mehrere Lokalredaktionen von Kölner Stadt-Anzeiger (MDS) und Kölnischer Rundschau (Heinen) in einer nicht tarifgebundenen Tochter zusammenlegen wollen (siehe diese Meldung vom 18. März auf den Seiten des DJV-NRW).

Die Videoshow vor dem Kölner Dom transportierte Botschaften wie „DuMont & Heinen planen ewige Fastenzeit in Köln“, „Pseudo-Vielfalt rund um Köln:Mogelpackung im Lokalen“ oder „DuMont & Heinen jetzt auch in Köln auf (Tarif-)Flucht“. Projiziert wurden die Slogans nicht nur auf den Bahnhosvorplatz, sondern auch auf die große Freitreppe, die zum Dom hoch führt.

Tarifflucht
Beschämend: DuMont & Heinen jetzt auch in Köln auf Tarifflucht.
Foto: Corinna Blümel

 

Fastenzeit
DuMont und Heinen planen ewige Fastenzeit in Köln – die Beschäftigten in der tariflosen Tochter werden abgehängt.
Foto: Corinna Blümel

Ein spektakuläres Bild. Viele Passanten blieben stehen, nahmen ein Exemplar der Protestzeitung Pranger entgegen und fragten bei den DJV-lern nach, worum es geht. Die Aktiven, darunter Frank Überall vom Bundesvorstand des DJV, Uwe Tonscheidt, stellvertretender DJV-NRW-Vorsitzender, und Timo Stoppacher, Beisitzer im Landesvorstand, erklärten das grundsätzliche Problem der Tarifflucht in Zeitungsverlagen, aber auch das Besondere an Köln: Denn hier in Köln sind ausgerechnet zwei der wichtigsten Funktionäre des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) auf Tarifflucht: Helmut Heinen ist amtierender Präsident, Alfred Neven DuMont einer seiner Vorgänger und heute Mitglied im Ehrenpräsidium.

Peudovielfalt
Pseudovilefalt: Weitgehend identische Lokalteile zweier Tageszeitungen braucht keiner. Foto: Corinna Blümel

Was für ein Signal ist das, wenn sich nicht einmal mehr die Repräsentanten eines Tarifpartners an die ausgehandelten Tarifverträge halten? Die Aktion in Köln zeigte deutlich: Leserinnen und Leser teilen die Empörung der Journalisten über so ein Verhalten – und sie wollen keine Mogelpackungen, wo zwei Zeitungen vor Ort weitgehend identische Lokalteile ausliefern.

Die Aktion war in ähnlicher Form bereits an verschiedenen Standorten in Deutschland gelaufen, um gegen tarifflüchtige Verleger zu protestieren. In NRW waren zuvor Hamm, Dortmund und Münster dran gewesen (siehe dazu auch die Sonderseiten des DJV-NRW). 

Blinkies
Blinksignale: Die Aktiven verteilten die Protestzeitung Pranger. Foto: Corinna Blümel