Seit September 2012 ist Georg Restle Leiter des Politmagazins MONITOR, ein Jahr später war er zu Gast bei der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV): Der stellvertretende KJV-Vorsitzende Frank Überall befragte ihn am 10. September beim 4. KJV Talk im Klüngelpütz Theater und konnte dabei auf Insiderwissen zurückgreifen. Schließlich hatte er selbst schon für Restles Vorgängerin Sonia Mikich gearbeitet und wusste zum Beispiel von deren „Süßigkeits-Deputaten“, mit der sie die Redaktion bei Laune hielt. Vergleichbares macht Restle nicht, wie er erzählte, aber die Redaktion sei durchaus „die letzte WG im WDR“.
Ein Glück, dass er dort auf der letzten Station seines WDR-Volontariats landete. Sonst wäre er wohl in die Juristerei zurückgekehrt oder Politiker geworden. In den ersten Monaten der Journalistenausbildung hatte er jedenfalls keinen so positivien Eindruck von den Fernseh-Kollegen gewonnen, erzäht er. Der investigative Journalisus bei MONITOR wurde ihm aber zur Herzensangelegenheit und ist es erkennbar bis heute. Zunächst arbeitet er als Freier für die Redaktion, ab 2000 war er Redakteur und machte schließlich den Weg an die Spitze der Redaktion.
Obwohl sich die Machart von Politmagazinen sich in den vergangenen Jahrzehnten modernisiert hat und MONITOR sich auch sehr aktiv und meingungsfreudig in den sozialen Netzwerken bewegt, gehen die Zuschauerzahlen zurück. Das hat was mit den wechselnden Sendeplätzen zu tun. Aber nach Restles Überzeugung findet der investigative Journalismus insgesamt weniger Beachtung. Um ihn im WDR zu stärken und das Know-how optimal zu nutzen, das im Sender vorhanden ist, wurde das Investigativressort gegründet, das der MONITOR-Chef ebenfalls leitet. „Kein Feigenblatt“, betont Restle und hofft, dass er neben dem schon gewährten Extra-Etat auch noch zusätzliches Personal bekommt.
Den rund 30 Besuchern im Klüngelpütz Theater verriet Restle die Bedeutung der magischen Zahlenreihe 30 – 12 – 4: Etwa dreißig Themen werden pro Sendung anrecherchiert, zwölf davon weit genug, dass man sie zu einem Beitrag machen könnte. Aber nur die vier, maximal fünf Interessantesten schaffen es in die Senduung. Denn MONITOR muss heute mit 30 statt 45 Minuten auskommen. Das ist auch einer der Gründe, dass heute weniger mit Formen gespielt wird als früher. „Ich bedauere das“, sagte Restle, aber den Platz etwa für eine regemäßige Glosse habe man nicht mehr.
Unter den Themen, die rausfallen, sind immer auch welche, die erzählt werden müssten, die man aber nicht so belegt bekommt, dass sie notfalls vor Gericht durchgehen. Denn viel stärker als früher wird heute mit harten juristischen Bandagen gegen Enthüllungsberichterstattung gekämpft. Und spätestens vor Gericht wird der Informantenschutz löchrig, kritisierte Restle.
Zumindest Politikerbeschimpfungen gegen Journalisten sind in der Zwischenzeit zahmer geworden, findet Restle: Franz-Josef Strauß hatte Journalisten als „Ratten und Schmeißfliegen“ bezeichnet. Theo Waigel wollte sie nach unangenehmer Berichterstattung mal „in die Hölle“ schicken. Horst Seehofer erklärte jüngst „Die müssen raus aus Bayern“, weil er fand, dass ein Team von Monitor der bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu sehr zugesetzt hatte. „Insofern haben wir uns doch verbessert“, erklärte Restle schmunzelnd.
Corinna Blümel