Mitten in der Kölner Innenstadt und doch eher versteckt hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch seinen Sitz. Mehr als 50 Jahre residierte KiWi in einer Villa in Köln-Marienburg. Als der Platz dort 2008 nicht mehr reichte, zog der Sachbuch- und Belletristik-Verlag ins denkmalgeschützte Deichmannhaus, direkt bei Dom und Hauptbahnhof. Dort drängten sich Anfang Mai 30 Mitglieder der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) im Besprechungsraum, um KiWi-Pressechefin Gudrun Fähndrich zu treffen.
Die erzählte aus der Verlagsgeschichte und stellte ein paar Highlights aus dem Programm vor. Das umfasst heute neben Print natürlich auch E-Books und reicht von hoher Literatur und Debütromanen über Unterhaltung, Krimi, kritischen Sachbüchern, Ratgeber- und Verbraucherthemen bis zum politischen Buch. Nicht umsonst warb man eine Weile mit dem Motto: „Vielfalt als Programm“.
Bis aus einer Idee ein Buch wird, kann es zwei bis vier Jahre dauern, erfuhr die Besuchergruppe: Selbst wenn ein Exposé begeistert, stehen zahlreiche Konferenzen an, bis der Verlag sich für die Publikation entscheidet. Anders als früher denkt man heute früh an die Vermarktungsmöglichkeiten und fragt zum Beispiel auch die Verlagsvertreter, die den engen Kontakt zum Buchhandel pflegen.
A propos Buchhandel: „Was kann KiWi, was Amazon nicht kann“, fragte Angelika Staub, die den Termin organisiert hatte und das Gespräch am großen Konferenztisch moderierte. Amazon sei ein wichtiger Vertriebspartner, aber natürlich auch Verlagskonkurrenz, sagte Fähndrich. Trotzdem müsse KiWi als „Autorenverlag“ nicht bange sein. Man biete Autorinnen und Autoren ein sehr genaues Lektorat, Unterstützung bei der Textarbeit, sogar bei der Entwicklung von Ideen und nicht zuletzt ein großes Mitspracherecht bis hin zum Titel.
Der Riesenstapel Manuskripte
Aber wie schaffe ich es überhaupt in die Autorenriege? Wie geht mein Manuskript nicht im dem Riesenstapel unter, sondern findet die Aufmerksamkeit der Lektoren? Diese Frage hatte so brennend interessiert, dass die Anmeldungen nach der KJV-Ankündigungsmail nur so hereingehagelt waren.
Zwar hielten Verlage immer die Augen nach neuen Autorinnen und Autoren offen, erklärte Fähndrich, aber unverlangt eingesandte Manuskripte kommen dabei eher nicht zum Zuge. Deren Chance auf Veröffentlichung sei tatsächlich winzig: „Das meiste genügt den Ansprüchen nicht oder geht in der Masse schlicht unter.“ Aussichtsreicher sei der Weg über renommierte Literaturagenten, deren Empfehlungen in den Verlagen etwas gelten. Lektoren suchen aber auch aktiv nach neuen Stimmen, für die Belletristik zum Beispiel bei Literaturwettbewerben, für Sachbücher auch unter Journalisten.
Letztere bieten einem Verlag durchaus Vorteile: Sie können recherchieren, selbst unter Druck schreiben und sind es gewohnt, ihre Texte nach Absprache zu überarbeiten. Deshalb kommen Journalisten zum Beispiel dann zum Zuge, wenn KiWi zu einem aktuell diskutierten Thema schnell ein Sachbuch auf den Markt bringen will. Da kann sich die Zeitspanne zwischen Buchidee und Erscheinen auch mal auf ein halbes Jahr reduzieren.
So ermuntert, dürfte nun in manchem Journalistenhirn eine Buchidee gewälzt werden, um über einen Literaturagenten den Weg auf die versteckten, vollen Schreibtische des KiWi-Lektorats zu finden.
Corinna Blümel