Per Rad um den Deutzer Hafen

Die Journalistinnen und Journalisten nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen loszuwerden. Im Hintergrund ein Teil der historischen Mühlengebäude. |Foto: Corinna Blümel
Die Journalistinnen und Journalisten nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen loszuwerden. Im Hintergrund ein Teil der historischen Mühlengebäude. |Foto: Corinna Blümel

Wohnraum ist knapp in Köln – wie andernorts. Da gilt es, nicht mehr benötigte Industrieflächen umzunutzen, von denen Köln einige hat. Eines der spannenden Projekte ist der Deutzer Hafen. Was genau passiert dort? Das hat sich eine Gruppe der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) an einem etwas stürmischen Samstagmittag im März bei einer geführte Architektur-Tour erklären lassen. Nach Begrüßung durch Eric Diversy, Leiter Kommunikation beim Projektträger moderne stadt, ging es per Fahrrad einmal rund um das Deutzer Hafenbecken. Ira Scheibe (Architektouren Köln) erläuterte die Geschichte des ehemaligen Industriehafens und die aktuellen Planungen des Bauprojekts.

Wo vor nicht zu langer Zeit noch Mehl gemahlen, Schrott verarbeitet und Holz gelagert wurde, soll auf rund 37 Hektar bis 2030 ein modernes, nachhaltiges und gemischt genutztes Stadtquartier entstehen. Durchsetzt mit viel Grün sollen Wohnhäuser für etwa 6.900 Menschen und Bürogebäuden mit rund 6.000 Arbeitsplätzen entstehen, aber auch Läden, eine Grundschule, Kitas und Sportflächen. Mindestens 30 Prozent der geplanten rund 3.000 Wohnungen sollen öffentlich geförderter Wohnraum sein, weitere 20 Prozent sollen preisgedämpft sein.

Rund um das Hafenbecken sind die meisten Gelände schon leergeräumt. | Foto: Corinna Blümel
Rund um das Hafenbecken sind die meisten Gelände schon leergeräumt. | Foto: Corinna Blümel

Brachen und verlassene Gebäude

Davon ist allerdings noch nicht viel zu sehen. Immerhin haben die meisten Pächter seit dem Sommer 2022 ihre Grundstücke geräumt, einiges wurde bereits abgerissen. Anderes bleibt dagegen erhalten und wird Teil des neuen Viertels, etwa die historischen Mühlengebäude mit dem großen Aurora-Logo, die eine Seite des Hafenbeckens weitgehend einnehmen. Dafür wird der Verladesilo und das ehemalige Verbindungsgebäude zurückgebaut, sodass die unsprünglichen, denkmageschützten Mühlengebäude wieder für sich stehen.

Anderes bleibt dagegen erhalten und wird Teil des neuen Viertels, etwa die historischen Mühlengebäude mit dem großen Aurora-Logo, die eine Seite des Hafenbeckens weitgehend einnehmen. Dafür wird der Verladesilo und das ehemalige Verbindungsgebäude zurückgebaut, sodass die unsprünglichen, denkmalgeschützten Mühlengebäude wieder für sich stehen.

Ursprünglich waren es nämlich zwei nebeneinanderliegende, eigenständige Betriebe namens Auermühle und Ellmühle. Beide wurden im zweiten Weltkrieg beschädigt, aber danach wieder in Betrieb genommen. 1975 fusionierten die Unternehmen, ein Zwischenbau verband die Mühlen. Über die Jahre zählte der Komplex zu den größten Mühlen in Europa; Eigner war GoodMills Deutschland GmbH, eines der größten Mühlenunternehmen in Deutschland. 2021 wurde die Mühle still gelegt. Die Technik innerhalb der Mühlengebäude wurde abgebaut und nach Krefeld überführt, wo das Unternehmen eine neue Mühle errichtet hat.

Bei einem Regenschauer mal eben untergestellt: Die KJV-Gruppe hatte für die bei der Radtour um den Deutzer Hafen nicht das beste Wetter erwischt. |Foto: Corinna Blümel
Bei einem Regenschauer mal eben untergestellt: Die KJV-Gruppe hatte für die bei der Radtour um den Deutzer Hafen nicht das beste Wetter erwischt. |Foto: Corinna Blümel

Bis über die Umnutzung des innenstadtnahe Gewerbegebiets entschieden war, sind viele Jahre vergangen. Obwohl der Hafen keine große Bedeutung als industrieller Standort hatte, wollte der Eigner Häfen Köln die Grundstücke nicht hergeben, weil er sie als Ausweichfläche vorhalten wollte. 2015 fiel die Entscheidung, ein Jahr später startete ein kooperatives Werkstattverfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Der Siegerentwurf kam vom Büro Cobe (Kopenhagen), der jetzt umgesetzt werden soll.

Bei der Tour konnte die KJV-Gruppe einen Eindruck gewinnen, wie das mal aussehen soll. Trotz aprilhaften Wechseln zwischen Sonnenschein, Windböen und Regenschauern blieben doie Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei und löcherten die Architekturführerin mit interessierten Fragen.|| Corinna Blümel