Einen liebevoll-kritischen Blick auf Europa vor den Europawahlen und dem (vermutlichen) Brexit warf die Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) zusammen mit anderen Verbänden bei ihrem diesjährigen Neujahrsempfang am 19. Januar. Titel: „Frauen für Europa – Europa der Frauen“. Zum sechsten Mal hatten sich die Kölner Regionalgruppen mehrerer bundesweiter Frauen-, Medien-, und Managementverbände zusammengetan, um ihren Mitgliedern das Netzwerken über die Verbandsgrenzen hinaus zu ermöglichen.
Unter dem Motto „Liebe EU, wir müssen reden“ befasste sich Carmen Molitor, langjährige JOURNAL-Autorin und derzeit leitende Redakteurin beim Magazin Mitbestimmung der Böckler Stiftung, in ihrer Keynote mit den Schwächen der EU, etwa der fehlenden Verteilungsgerechtigkeit, dem Abbau von Mitbestimmungsrechten und der Austeritätspolitik zur Bekämpfung der Schulden- und Eurokrise.
Das anschließende Podiumsgespräch unter Moderation von Corinnna Blümel beleuchtete den Zustand der EU und die anstehenden Europawahlen aus verschiedenen Perspektiven. Trotz der Zunahme nationalistischer Strömungen in vielen Ländern bleibt das geeinte Europa für viele Menschen ein großes Friedens- und Wirtschaftsprojekt der Nachkriegszeit und zugleich
gelebtes und geschätztes Alltagsleben.
Etwa für die ehemalige Erasmus-Studentin Hannah Porada, die in Lissabon und Kopenhagen studiert hat. Ein Teil ihrer Freundinnen und Freunde arbeite in verschiedenen Ländern. Nicht immer freiwillig, wie sie erzählt: Junge Menschen finden gerade in südeuropäischen Ländern schwer Arbeit.
Die Filmproduzentin Claudia Steffen (Pandora Film) ist auf internationale Produktionen spezialisiert. Die sind oft schon erforderlich, um ausreichende Mittel zu akquirieren und die Dokumentationen und Filme später international zu vermarkten. Steffen schätzt die Arbeit mit europäischen und anderen Kooperationspartnern und hat festgestellt: Je weiter weg sie von Europa sei, desto stärker werde der Kontinent zu einem Identifikationspunkt, während sie sonst eher in der Region verwurzelt sei.
Die gebürtige Polin Marzanna Dyjak-Diederich erzählte, wie sie vor 30 Jahren der größeren Freiheit über zwei Grenzen nach Deutschland kam. Damit Europa ein guter Ort ist und bleibt, engagiert sich die IT-lerin bei der parteiunabhängigen Bewegung Pulse of Europe. Die Themen aus dem Podiumsgespräch bildeten die Grundlage für den späteren Austausch unter den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die den Abend bei einem italienischen Büffet ausklingen ließen. ||