Hubertus Koch – ein eigener Weg in den Beruf

Filmemacher Hubertis Koch im Gespärch mit KJV-Beispitzrin Christel Boßbach. Foto: Corinna Blümel
Filmemacher Hubertis Koch im Gespärch mit KJV-Beispitzrin Christel Boßbach. Foto: Corinna Blümel

Mit diesem Gast hatte die Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) wieder ein gutes Händchen: Im Anschluss an die diesjährige Mitgliederversammlung war Hubertus Koch eingeladen. Der junge Filmemacher war wenige ­Wochen zuvor mit dem Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises 2016 ausgezeichnet worden. Als der Vorstand die Einladung an ihn ausgesprochen hatte, war das noch nicht absehbar. Ausschlaggebend war die Neugier auf einen jungen Kollegen, der mit einem eigenfinanzierten und -produzierten Film Furore gemacht hat.

„Süchtig nach Jihad“ heißt der Film, den er auf Youtube veröffentlich hat. Er handelt von der Reise, die Hubertus Koch im Frühjahr in ein Flüchtlingslager in Syrien führte. Eigentlich wollte er eine Dokumentation über den Hilfstransport eines Deutsch-Sysrer drehen. Von den Gegebenheiten vor Ort fühlte sich der damals 24-jährige Filmemacher allerdings erschlagen. Nach zehn Tagen kehrte er nach Deutschland zurück und verarbeitete seine Erfahrungen in einem schonungslosen, ungeschönten Film. Ein Film, in dem er nicht nur die unbegreiflichen, unmenschlichen Zustände im lager zeigt, sondern auch sich selbst, wie er deswegen flucht, heult, kotzt. 

Koch 1
Sebstbewusster Auftritt: Hubertus Koch bei der KJV-Mitgliederversammlung. Foto: Corinna Blümel

Koch zeigte an dem Abend kurze Auszüge daraus und sprach dann mit KJV-Beisitzerin Christel Boßbach über das Projekt, seinen Werdegang und seine Pläne. Ursprünglich hatte er Sportreporter werden wollen, aber seine Arbeit beim Sportfernsehsender Sport1 erfüllte ihn weniger als erhofft. So wuchs der Wunsch nach einem gehaltvolleren Projekt, nach einem Dokumentarfilm. Die erste Idee, die sich um Laos dreht, verwirft er zugunsten der Reise nach Syrien.

Ohne Auftraggeber, in Eigenregie und mit kleinem Equipment begleitet er den 53-jährigen Münchner Hilfsaktivisten und gebürtigen Syrer Mahmoud Dahi ins Flüchtlingslager Bab Al Salameh im Norden des Landes. Sein Film spiegelt ungeschönt die Gefühlsverwirrung und Überforderung des jungen Filmemachers, rechnet auch mit der Gleichgültigkeit in Deutschland und seiner eigenen Generation ab. Genau die möchte er mit seiner Arbeit erreichen.

Monatelang arbeitete er allein am Schnitt und war dann überrascht über die große Resonanz nach der Veröffentlichung. Und noch überraschter über den Filmpreis. Aber inzwischen ist wieder Alltag. Koch diskutiert mit Schülern über seinen Film vor, hat eine eigene Produktionsfirma gegründet und arbeitet unter anderem für den WDR. 

An dem Abend wird deutlich: Anders, als es der YouTube-Film suggeriert und Koch mit seinem coolen Auftreten glauben machen will, ist das keine Kamikaze-Aktion gewesen. Koch hatte sich inhaltlich durchaus auf seine Reise vorbereitet, er kann den Syiren-Krieg in wenigen  Sätzen skizzieren. Die rund 50 Besucherinnen und Besucher erlebten an dem Abend einen jungen Kollegen, der weiß, wohin er will un der sich seinen eigenen Weg n den Beruf gesucht hat./Corinna Blümel