KJVvorOrt: Angebote der Drogenhilfe Köln

Es geht um Kinder. Damit hatten die wenigsten der zwölf KJV-Mitglieder gerechnet, als sie sich zum Hintergrundgespräch der Kölner Journalisten-Vereinigung mit der Drogenhilfe Köln angemeldet hatten. Denn wer an Drogensucht denkt, hat meistens ausgemergelte Gestalten in dunklen Parks oder zugigen Unterführungen im Kopf, die auf dem Boden sitzend versuchen, sich eine Spritze in den Arm zu rammen. Dass viele Suchtkranke in Familien mit Kindern leben, ist weniger präsent. „Das Thema wird tabuisiert“, sagt Anne Kreft, die die Fachstelle für Suchtprävention und Jugendsuchtberatung bei der Drogenhilfe Köln leitet. „Selbst die Kinder wahren das Familiengeheimnis, denn wenn Eltern von Alkohol, Glücksspiel oder Opiaten abhängig sind, denken die Kinder oft, sie seien Schuld“.

Kinder süchtiger Eltern

Selbst wenn sie möglicherweise noch gar nicht in Worte fassen können, was in der eigenen Familie anders ist als bei den Mitschülern. „Kinder bemerken im Alter von 12 oder 13 Jahren, dass es Unterschiede gibt“, sagt Anne Kreft. Möglicherweise gehen Vater und Mutter nicht zur Arbeit, sie selbst werden nicht zu Kindergeburtstagen eingeladen und können bei den Freizeitaktivitäten der Mitschüler nicht mithalten, weil das Geld zuhause für Drogen ausgegeben wird. „Aber die Kinder wissen oft nicht, mit wem sie darüber reden könnten, denn sie wollen auf keinen Fall die Familie verraten, wollen nicht, dass ein schlechtes Licht auf die Eltern fällt“, so Anne Kreft.

Diese Kinder will die Drogenhilfe Köln erreichen. Denn selbst wenn sie die Eltern möglicherweise nicht mehr retten können, dann vielleicht wenigstens die Kinder. „Schließlich haben Eltern eine Vorbildfunktion. Doch wenn sie als Vorbild versagen, und die Kindern nichts anderes kennen als ein Leben mit Abhängigkeiten, besteht die Gefahr, dass sie es später nicht besser machen werden“, sagt Anne Kreft. „Durch Prävention lässt sich der Kreislauf oft durchbrechen“.

Onlinehilfe für Kinder und Jugendliche

Um die Kinder suchtkranker Eltern zu erreichen, macht die Drogenhilfe Köln einiges: In den Bahnen der KVB kleben Poster, sie versucht an Schulen aufzuklären und Lehrer zu sensibilisieren – und sie nutzt das Internet. Denn dort sind die Kinder täglich unterwegs, und dort suchen sie auch Hilfe. Gut 2,5 Millionen Klicks bekommt die Internetseite KidKit im Jahr, auf der Kinder und Jugendliche anonym ihren Fall schildern können.

Jugendliche, die selbst schon mit Drogen in Berührung kamen, finden ebenfalls Hilfe im Netz. Auf der Internetseite Partypack bietet die Drogenhilfe Köln Beratung an, informiert zum Strafrecht im Zusammenhang mit Drogen und warnt vor besonders gefährlichen Exctasy-Pillen und LSD-Trips. Auch zu Online- und Alkoholsucht bei Jugendlichen ist die Drogenhilfe Anlaufstelle: Für die Jugendsuchtberatung benötigt man einen Termin. Eine anonyme Chatberatung ist montags zwischen 17 und 20 Uhr möglich.

Neue Sichtweisen für KJV-Mitglieder

Für die KJV-Mitglieder, die beim Termin im Café Victoria, einer offenen Anlaufstelle für Suchtkranke und Konsumenten von Drogen, dabei waren, waren viele dieser Informationen neu. Sie werden in Zukunft sicherlich prägen, wie die Kolleginnen und Kollegen die aktuellen Diskussionen rund um Drogen in der Domstadt wahrnehmen und darüber berichten.

Bettina Blass