Anfang März besuchte die KJV die Hauptwache der Berufsfeuerwehr in Köln-Weidenpesch. Geplant war ein Besuch von eineinhalb Stunden – es wurde länger, weil die Journalistinnen und Journalisten so fasziniert waren. Der Bericht von Angelika Staub, geschrieben für das JOURNAL 3/13, hier vorab.
Ruf 112 – Sekunden entscheiden
Alarm. Über Lautsprecher erfährt die Besuchergruppe der Kölner Journalisten Vereinigung (KJV), dass in einem Stadtteil Gas ausgetreten ist. Binnen weniger Sekunden rückt die Berufsfeuerwehr der Wache 5 in Köln-Weidenpesch aus. Nachdem die Rolltore wieder herunter gefahren sind, erklärt Pressesprecher Jens Müller: Die Berufsfeuerwehr Köln habe 1.044 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter acht Notärzte. Elf Wachen mit Rettungsdienst decken das gesamte Stadtgebiet der Millionenstadt ab. Ihr Radius beträgt fünf, in den Außenbezirken zehn Kilometer.
Zu den Sonderfahrzeugen auf der Wache 5 gehört der Rüstwagen. „Mit diesem Auto können Sie ein Haus bauen“, sagt der Pressesprecher respektvoll. Das Auto wiegt 14 Tonnen und ist 280 PS stark. Mit einem Druck von bis zu 720 bar können Schere, Spreizer und Co. eingeklemmte Personen aus Unfallfahrzeugen befreien. Auf dem Weg zur benachbarten Leitstelle der Berufsfeuerwehr bewundern die KJV-Gäste weitere Modelle des umfangreichen Fuhrparks, etwa einen riesigen, orangefarbenen Kran, einen weißen Kleinbus mit mobilem Schadstoff-Labor an Bord und ein rotes BMW-Motorrad mit Blaulicht. Sie erfahren, dass Feuerwehrleute vor ihrer zweijährigen Ausbildung erst einen Handwerks- oder Pflegeberuf erlernen müssen. Frauen hat die Kölner Berufsfeuerwehr, obwohl inzwischen auch Krankenschwestern in den Löschtrupps Karriere machen könnten, bislang vergeblich gesucht. Die Bewerberinnen scheitern hauptsächlich am körperlichen Eignungstest.
Um 18.42 Uhr betritt die Gruppe das „Herz der Feuerwehr Köln“. Müller erklärt: „Hier laufen die Fäden zusammen.“ Hausbrand, Schlaganfall oder Verkehrsunfall: Über den Notruf 112 erreichen die Kölner Leitstelle jährlich bis zu 500 .000 Anrufe. Mindestens zwölf Beamte sind im Einsatz – nachts weniger, an Karneval oder Silvester deutlich mehr. In kurzen Abständen wechseln sich die Disponenten gegenseitig ab. Auf jeweils fünf Monitoren verfolgen sie unter anderem die Telefonnummer des Anrufers und nach Eingabe der Adresse auch seinen Standort sowie die Verfügbarkeit von Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen. In Sekundenschnelle muss sich der Beamte vor seinem inneren Auge ein Bild der Situation machen und dann entscheiden, wie viele und welche Fahrzeuge er auf den Weg schickt. Dabei leitet ihn nicht die Frage: Was ist passiert? Sondern: „Was kann passieren?“, erklärt Müller. Fragen liegen auch den Besucherinnen und Besuchern der KJV noch auf der Zunge, doch nach zweieinhalb Stunden gönnen sie dem Pressesprecher den wohl verdienten Feierabend bei entspannter Lage.
Angelika Staub