So hatten die Mitglieder der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) ihre Oper und ihr Schauspielhaus noch nie gesehen – quasi nackt. Nicht nur aller Einrichtungsgegenstände beraubt, sondern auch ohne die Wandverkleidung aus kaukasischer Flügelnuss, ohne die verschiedenen Fußbodenbeläge und ohne die Türrahmen. Was vor Ort bleiben muss oder nicht ohne Verluste abgebaut und wieder montiert werden könnte, wurde sorgfältig „eingekastet“, etwa die Treppengeländer.
Zwei Besichtigungstermine an Samstagen im Juli und August konnte die KJV ergattern, um Gruppen durch das von Wilhelm Riphahn erbaute Ensemble aus Oper und Schauspielhaus zu führen, die für die Komplettsanierung in den Rohbauzustand zurückversetzt wurden. Zugangsvoraussetzung: sehr festes Schuhwerk. Mit Warnweste und Helm wurden die KJV-ler nach einer kurzen Einführung vor Ort ausgerüstet. Geführt von dem Sprecher des Projektbüros Sanierung, Reinhard Beuth, erfuhren sie alles Wissenswerte über die Sanierung, die mehr als 250 Millionen Euro kosten wird und zur Spielzeit 2015/16 abgeschlossen sein soll.
Die alten Bauten waren nicht mehr bespielbar – aus mehreren Gründen: Die Stadt hatte lange nichts in die Erhaltung der Bauten investiert, so dass sie an vielen Stellen marode waren. Zudem entsprachen sie in vierlerlei Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen – das reichte von Brandschutz über Wärmedammung bis zu Bühnentechnik und Leitung der Besucherstöme. Ob man die Riphanbauten auf einen akteullen Stand bringen könnte oder lieber neu bauen sollte, war in Köln ja durchaus umstritten.
Nun, da man sich zur Sanierung der 50er- bzw. 60er-Jahre-Bauten entschlossen hat, gilt es bei den Baumaßnahmen zwei Ziele zu verfolgen: Einerseits muss das Maximum an moderner Theatertechnik und zusätzlichem Raumkapazitäten verwirklicht werden. Anderererseits ist der Denkmalschutz oberstes Gebot, Alles soll hinterher möglichst originalgetreu wieder auferstehen, wo immer möglich mit den Orignalteilen. Die Opernsessel also, die mancher Besucher nicht so bequem in Erinnerung hat, kommen zurück. Sie werden aber immerhin neu gepolstert.
Erstmal aber werden die Voraussetzungen geschaffen, um in beiden Häusern wieder komfortabel spielen zu können. Dafür werden unterirdisch zusätzliche Räume für Proben, Werkstätten und Lager geschaffen. Acht Meter tief sind die Baugruben, in die die KJVler an verschiedenen Stellen blicken. Sie besichtigen nicht nur die leeren Zuschauerräume von Schauspiel und Oper, sondern stiegen auch mehrere Stockwerke hoch in die beiden Türme der Oper, die durchaus als selbstbewusste Antwort auf die Türme des Kölner Doms zu verstehen sind.
Text und Fotos: Corinna Blümel
Beeindruckend auch der leere Zuschauerraum des Schauspielhauses.