Groß St. Martin: Kirche mit Schwimmbad

Welche Entwicklungen der  Standort von Groß St. Martin in 2000 Jahren durchlaufen hat, erläuterte Hanskarl Willms der KJV-Gruppe. |Foto: Corinna Blümel
Welche Entwicklungen der Standort von Groß St. Martin in 2000 Jahren durchlaufen hat, erläuterte Hanskarl Willms der KJV-Gruppe. |Foto: Corinna Blümel

Ein Schwimmbecken im Keller einer romanischen Kirche? Was es damit auf sich hat, erfuhren Journalistinnen und Journalisten Ende August bei einer Führung der Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV): Der Kollege Hanskarl Willms führte die Gruppe durch Groß St. Martin, eine der zwölf romanischen Kirchen Kölns. Allerdings ging es dabei nicht um die Feinheiten der mittelalterlichen Baukunst, sondern um die rund 2.000-jährige Geschichte des Standorts. Und die hat natürlich mit der römischen Ansiedlung, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, zu tun.

Das Becken im Keller der romanische Kirche stammt aus der Römerzeit. | Foto: Corinna Blümel 34 mal 17m misst das 1,70 m tiefe Becken unter der Kirche, in dem je nach Rheinpegel das Grundwasser hochsteigt. Es war Teil der Sportanlagen, die die Römer hier im 1. Jahrhundert zur Unterhaltung ihrer Soldaten angelegt hatten. Auch Faustkämpfe soll es hier gegeben haben.

Wo heute die Kölner Altstadt mit Groß St. Martin liegt, war zu Zeiten der Römer eine vorgelagerte Rheininsel. Der Rheinarm zwischen Ufer und Insel versandete im Laufe der Jahrhunderte. Im 2. Jahrhundert wurden die Sportstätten weitgehend geschliffen, auf dem Gelände wurden vier große Lagerhallen errichtet.

Der Rhein bildete nicht nur die östliche Grenze der römischen Provinz Niedergermanien, er war auch damals schon eine wichtige Schifffahrtstraße. Allerdings mussten die Waren in Köln umgeladen werden: Die Kähne für die Bergfahrt waren flach wegen der Untiefen, für die Talfahrt gab es tiefere Schiffe, die viel Ladung fassten. Das Umschlagen ermöglichte es, hier die besten Waren aufzukaufen.

Von der regen Handelstätigkeit zeugen ausgegrabene Scherben: Sie stammen von Amphoren, die vergorene Fischsoße aus Pompeji enthielten und nach Gebrauch zerschmettert und in den Rhein geworfen wurden.

Im 10. Jahrhundert wuchs auf dem mittlerweile zugeschütteten Rheinarm ein neues Viertel, die heutige Altstadt mit Heumarkt und Alter Markt. Hier entstand im 12. Jahrhundert ein Stift, das später zu einem Kloster wurde. Groß St. Martin mit dem quadratischen Vierungsturm und seinen vier Ecktürmchen prägte das Kölner Panorama noch bevor der unfertige Dom mit dem hölzernen Drehkran Kran auf hinzukam.|| Corinna Blümel