Ein Buch herausbringen – das erträumen sich viele Medienschaffende, weil sie gern erzählen, weil sie glauben, eine zündende Idee zu haben, oder ihre Themen aus dem Job vertiefen oder zweitverwerten wollen. Und eine Publikation bedeutet ja noch immer Renommee. Das Ansehen von Büchern spiegeln gut besuchte Literaturfestivals wie die lit.Cologne in Köln und natürlich die Messen in Frankfurt und Leipzig, die jedes Jahr mehr Besucher, Aussteller und Events melden.
Solchen Happenings steht die Realität des Büchermarkts gegenüber: Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung belegt, dass 2016 gut sechs Millionen Bücher weniger verkauft wurden als 2012. Nicht mal die Hälfte aller Menschen in Deutschland will demnach überhaupt noch Geld für Bücher ausgeben. Die Reichweite ist von 54 Prozent (2012) auf 45 (2016) gesunken. Und der Trend setzt sich wohl fort.
Beim Kölner Medienstammtisch am 22. Februar im Weltempfänger in Ehrenfeld haben die Autorinnen Hanna Dietz und Antje Zimmermann geschildert, wie sie diesen ambivalenten Büchermarkt geentert haben. Die Journalistin Dietz entschied sich vor einigen Jahren, Unterhaltungsliteratur als Hauptgeschäft auszubauen. Sie verfasste mit „Männerkrankheiten“ und „Weiberwahnsinn“ Spiegel-Bestseller und bedient nun unterschiedliche Genres.
Antje Zimmermann arbeitet dagegen bis heute hauptsächlich als Journalistin. Sie hat sich mit ihrer Arbeit für WDR-Sendungen und mit ihrem Blog weltenkundler.com als Reise-Expertin etabliert und nutzt ihre Recherchen, um Sachbücher zu veröffentlichen.
Der Abend zeigte: Die Autorinnen und auch Stammtisch-Teilnehmer mit Publikationserfahrung erleben den Literaturbetrieb höchst unterschiedlich. Dabei gibt es drei Möglichkeiten, überhaupt zu veröffentlichten: Über kostenlose E-Book-Plattformen wie wattpad.com, die weder Lektorat noch Honorar bieten, über Selfpublishing-Verlage wie Kindle (kein Lektorat, in der Regel wenig Geld) oder über klassische Verlage, die auch im Druck veröffentlichen. Allerdings ist bei ihnen die Konkurrenz riesig, und die Verträge wirken oft undurchsichtig.
Helfen können Literatur-Agenten als Mittler, wenn es einem gelingt, sie von seinem Talent zu überzeugen. Bei Vermittlung an einen Verlag erhalten sie üblicherweise 15 Prozent der einnahmen. Über den DJV sind zumindest im Sachbuchbereich Papierkram prüfende Anwälte kostenlos .
Zunächst braucht es aber Selbstvertrauen in sich und die eigene Buchidee, als nächstes Disziplin und Praxis, das Schreibtalent auszubauen, und schließlich Mut, um Agenten und Verlage für sich zu gewinnen. Denn die haben auch keine verlässliche Ahnung, wie ein Bestseller zustande kommt – die Debüts von Stars wie Andy Weir (Der Marsianer) oder J.K. Rowling (Harry Potter) wurden reihenweise abgelehnt.
Kathrin Sielker