Manchmal zählt Schnelligkeit: Als die Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) per Mail nach längerer Zeit mal wieder eine Führung übers Dach des Kölner Doms anbot, war die maximale Gruppengröße von 20 Personen nach wenigen Stunden erreicht. Mit gutem Grund: KJV-Schatzmeister Herwig Knips hatte dafür Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner gewinnen können, und das sogar für zwei Touren.
Wer noch nie dort oben war, staunt über die innere Dachkonstruktion der gotischen Kathedrale: ein leuchtend orange gestrichenes hallenförmiges Metallgerippe. Als es 1860 fertiggestellt wurde, war es eines der größten und modernsten Eisenbauwerke Europas.
Nach der Fahrt mit dem Baustellenaufzug ging es zunächst noch zu Fuß über eine Wendeltreppe hoch zur Plattform unter dem Vierungsturm. Von hier aus hat man den Blick über die Kölner Dächer und weit ins Umland. Von diesem höchsten Punkt aus führte die unterhaltsame und unglaublich detailreiche Tour mit der Dombaumeisterin außen und innen durch die Dachlandschaft, durch Werkstätten und Lagerorte für alte Technik und dann über viele, viele Wendetreppen wieder nach unten. Unter anderem standen die Besucher direkt vor dem vielfarbig leuchtenden Fenster, das Gerhard Richter 2007 gestaltet hatte.
Noch verschossener als die versteckteren Bereiche des Doms wirkt für viele Kölner die Synagoge in der Roonstraße, die man durch eine Sicherheitsschleuse betritt. Als Vertreter der Synagogen-Gemeinde gab Winfried Günther den rund 40 Teilnehmern einen interessanten Einblick in das Leben der orthodoxen Gemeinde und beantwortete die Fragen der Besucher.
Dank der urkundlichen Erwähnung 312 n. Chr. gilt die Kölner Synagogengemeinde als älteste nördlich der Alpen. Über die Jahrhunderte wechselten in Köln Zeiten der Toleranz und der Verfolgung. Im November 1938 wurden Synagogen, Geschäfte und Wohnungen jüdischer Kölner geplündert und zerstört, in den Folgejahren Tausende von ihnen deportiert und ermordet.
Eine der zerstörten Synagoge – der neo-romanische Bau in der Roonstraße, der ursprünglich zur liberalen Gemeinde gehört hatte wurde Ende der 50er Jahre unter Mitwirkung christlicher Künstler wiederaufgebaut und bildet das Herz der heutigen orthodoxen Gemeinde. Seit den neunziger Jahren ist sie durch den Zuzug jüdischer Flüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen – was die Gemeinde vor große Herausforderungen stellt, wie Winfried Günther erläuterte.