Digitalisierung: Zwischen Panik und Begeisterung

Chancen und Risiken der Digitalisierung ­waren Thema beim fünften Neujahrsempfang, den die Kölner Journalisten-Vereinigung (KJV) zusammen mit den Kölner Regionalgruppen mehrerer bundesweiter Frauen-, Medien-, und Managementverbände veranstaltet hat. Der griffige Veranstaltungstitel: Zwischen Panik und Begeisterung – Wie bereit sind wir für die neue ­digitale Arbeitswelt?

In der Keynote sprach Sabine Möwes von der Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Köln über die Potenziale der digitalen Trends und über die Notwendigkeit, nicht nur als Kommune, sondern auch als Beschäftigte oder als Bürgerinnen und Bürger am Ball zu bleiben. Ein wichtiger Faktor sei deshalb Weiterbildung.

Weiterbildung und Eigenverantwortung waren wiederkehrende Themen in der anschließenden Diskussionsrunde. Die Organisatorinnen hatten für das Podium bewusst drei Blickwinkel aus­gewählt: Astrid Friesecke von der Unternehmensberatung Accenture/Bereich Digital vertrat die Perspektive der Player, die die Digitalisierung vorantreiben. Christine Badke, leitende Redak­teurin in der Digital-Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers (KStA), stand für Unternehmen, deren Geschäftsmodelle durch die Dig­ita­lisierung ins Wanken geraten sind. Justine Lipke berichtete aus individueller Sicht über ihren Wechsel aus der eher behäbigen Buchbranche in ein E-Commerce-Startup.

Im Gespräch mit Moderatorin Brigitte Schröder, Geschäftfsführerin bei der mibeg Gesellschaft für Wirtschafsberatung, verrieten die ­Podiumsfrauen viel über ihren Alltag in der digi­talen ­Arbeitswelt. Astrid Friesecke berichtete, dass sie vieles ausprobierten, ehe sie es ihren Kunden in der Beratung empfehlen. Konkret bringe ihr zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem (zur Hälfte weiblichen) IT-Team in Indien Vorteile. Dank Zeitverschiebung könne sie morgens mit Dingen weiterarbeiten, die sie am Abend vorher in Auftrag ge­geben habe. Ihr Credo war die ­Eigenverantwortung: „Wie halte ich mich für die Zukunft relevant?“

In diesem Sinne war es das Bedürfnis nach mehr Entwicklungschancen und mehr Digitalisierung, das Justine Lipke veranlasst hatte, der Buchbranche den Rücken zu kehren. In Verlagen habe sie keinen Willen gespürt, sich aktiv den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen. Heute kümmert sie sich als Projektmanagerin um die Entwicklung neuer Produkte.

Veränderte Prozesse beim KStA
Das bedrohte Geschäftsmodell der Tageszeitungen, das Rund-um-die-Uhr-Berichten anstelle des Arbeitens für den Andruck um 19 Uhr, die gewachsene Nutzerorientierung: Das waren nur ­einige Aspekte, die Christine Badke vom KStA anriss. Sie berichtete auch über inter­ne Veränderungsprozesse in den Redaktionen, wo die Onliner ­anfangs die „schrägen ­Vögel“ gewesen seien. Jetzt nutze man neue Tools im Intra­net für besseren Wissenstransfer und arbeite ganz anders im Team zusammen, weil man sich für die Themen der anderen interessieren müsse. Präsenzpflicht sei im Unterschied zu anderen Branchen in ihrer Redaktion immer noch wichtig. Aber man könne die Rollen im Schichtbetrieb flexibel besetzen, und das sei zum Beispiel hilfreich für die vielen jungen Eltern in ihrem Team.

Trotzdem werde die Digitalisierung von einzelnen noch als Bedrohung empfunden. Diese ­Vorbehalte müsse man ernst nehmen und ver­suchen, auch die ­Zögerlichen mitzunehmen. Badkes Plädoyer zum Schuss der Diskussion: Die Digitalisierung „sollten wir alle mitgestalten. Die entscheidende Frage ist doch: Wie möchten wir künftig leben und arbeiten?“ Über diese und andere Fragen diskutierten die rund 90 Teilnehmerinnen und (wenigen) Teil­nehmer beim anschließenden Büffet.||

Corinna Blümel